Auszeichnung 2006

Feuer- und Polizeiwache für das Regierungsviertel

Alt Moabit 143-145 | 10557 Berlin

Architekten: Sauerbruch Hutton | Berlin
Bauherr: Land Berlin, Senatsverwaltung für Stadtentwicklung

In diesem Gebäude ist die Geschichte Berlins beispielhaft verkörpert. Vom einstigen Zollhof des Moabiter Güterbahnhofs ließ der Krieg nur ein Fragment übrig. Jahrzehntelang stand das Überbleibsel in einer Brache am Mauerrand, mitten im aufwachsenden Buschwald, doch eingefroren durch den kalten Krieg. Jetzt machte der Baurest eine zweite Karriere als Polizei- und Feuerwache für das Regierungsviertel. Wahn, Lähmung und Einheit sind hier als Bestandteil eines Ensembles zu besichtigen.
   Gesamter Jurybericht 

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Berliner Geschichte

In diesem Gebäude ist die Geschichte Berlins beispielhaft verkörpert. Vom einstigen Zollhof des Moabiter Güterbahnhofs ließ der Krieg nur ein Fragment übrig. Jahrzehntelang stand das Überbleibsel in einer Brache am Mauerrand, mitten im aufwachsenden Buschwald, doch eingefroren durch den kalten Krieg. Jetzt machte der Baurest eine zweite Karriere als Polizei- und Feuerwache für das Regierungsviertel. Wahn, Lähmung und Einheit sind hier als Bestandteil eines Ensembles zu besichtigen.

Der Altbau wurde sorgfältig renoviert und mit einem Treppen-haus in einem ehemaligen Lichtschacht ergänzt. (Hier zeigen die Architekten, was ihre Detailliebe vermag.) Der neue Haupteingang benutzt ein ehemaliges Fenster der Bel-Etage, denn die neue Erschließung führt über eine Brücke von der einstigen Hinterseite her ins Haus. Dort empfängt die strahlende Glaskabine des Empfangsschalters die Besucher: das Thema der Ablesbarkeit und Abgrenzung von Alt und Neu wird gleich exemplarisch vorgeführt.

Dasselbe gilt für das Ansetzen des Neubaus vor den bestehenden Altbau. Die Zeit- und Gebäudefuge wird architektonisch unter-strichen, die Gesimse werden zu Sitzbänken, die preussische Beamtenarchitektur wird gleichzeitig zur Spolie erhöht und zum Überrest verkleinert. Die hohen Fenster des Altbaus werden dabei geschickt zur Belichtung des Korridors verwendet.

Der Neubau gehorcht den heutigen Spielregeln, eine Polizei- und Feuerwache ist ein Dienstleistungszentrum und Zweitwohnung in einem. Die kühle Sachlichkeit der Pflichterfüllung liegt mit dem Bedürfnis nach Behaglichkeit in mildem Streit. Die Fassade des Neubaus ist mit schindelartigen Glastafeln verkleidet, rot und grün schimmernd und damit auf die Benutzer Polizei und Feuerwehr verweisend. Der Maßstab der Tafeln lässt die dahinter liegenden Geschosse verschwinden, man denkt an Verpackung, nicht an Tektonik. Das im Gegensatz zur Backsteinfassade des Altbaus darüber.

Das steinerne und das gläserne Berlin begegnen sich, die Geschichte wird mit einem Gebäude erzählt. Dasselbe gilt für das Ansetzen des Neubaus vor den bestehenden Altbau. Die Zeit- und Gebäudefuge wird architektonisch unter-strichen, die Gesimse werden zu Sitzbänken, die preussische Beamtenarchitektur wird gleichzeitig zur Spolie erhöht und zum Überrest verkleinert. Die hohen Fenster des Altbaus werden dabei geschickt zur Belichtung des Korridors verwendet.

Sauerbruch Hutton | Feuer- und Polizeiwache für das Regierungsviertel | Bild 01
Sauerbruch Hutton | Feuer- und Polizeiwache für das Regierungsviertel | Bild 02